23. Juli 2025 / Thema: Energiewende , Dekarbonisierung

Ausweitung des EU-Emissionshandels (ETS2) auf Gebäude und Verkehr ab 2027: Aktuelle Entwicklungen und Forschungserkenntnisse

1. Rechtsrahmen und zeitliche Einordnung

Die Ausweitung des EU-Emissionshandelssystems auf die Sektoren Gebäude und Straßenverkehr (ETS2) wurde mit der Verordnung (EU) 2023/955 formal beschlossen. Der Starttermin 2027 bleibt trotz politischer Diskussionen bestehen, wie die EU-Kommission im März 2024 erneut bestätigte (EUR-Lex, 2023; EU-Kommission, Q2/2024).

2. Preisbildung und Marktmechanismen

Forschungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK, 2024) zeigen:

  • Der CO₂-Preis im ETS2 wird initial auf 45 €/t gedeckelt, kann aber bis 2030 auf 100-120 €/t steigen (Modellierung basierend auf EU-Emissionsreduktionszielen).
  • Im Vergleich zum bestehenden ETS1 (Industrie/Energie) wird ein separater Markt geschaffen, um Preissprünge zu vermeiden.

3. Wirtschaftliche Effekte: Neue Berechnungsmodelle

Aktuelle Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW, 2024) quantifizieren die Auswirkungen:

Kraftstoffkosten:

Bei 85 €/t CO₂ (mittleres Szenario für 2030) entstehen Zusatzkosten von:

  • Diesel: +22,1 Cent/Liter
  • Benzin: +19,8 Cent/Liter
  • Erdgas: +16,7 Cent/kg

Wärmeversorgung:

Gasheizungen werden pro MWh um 32-38 € teurer (Fraunhofer ISI, 2024).

4. Verhaltensökonomische Erkenntnisse

Eine länderübergreifende Untersuchung des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC, 2023) zeigt:

  • 68% der KMU in der EU haben die ETS2-bedingten Kostensteigerungen noch nicht in ihre Investitionsplanung integriert.
  • Früh handelnde Unternehmen profitieren von:
    • Geringeren Umstellungskosten (20-30% Kostenvorteil bei früher E-Mobilitätsumstellung, ICCT 2024)
    • Besserem Zugang zu Fördermitteln (z.B. BAFA-Umweltbonus für gewerbliche E-Fahrzeuge)

5. Technologische Lösungsansätze

Forschungsergebnisse des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT, 2024) belegen:

  • Fuhrparkumstellung: Bei >25.000 km/Jahr wird der TCO (Total Cost of Ownership) für E-Nutzfahrzeuge bereits 2026 unter Diesel liegen.
  • Gebäudesanierung: Amortisationszeiten für Wärmepumpen verkürzen sich durch ETS2 um 2-4 Jahre.

6. Politische Entwicklungen (Stand Q2/2024)

  • Der EU-Energierat beschloss im Juni 2024 zusätzliche Sozialfonds zur Abfederung von Preiswirkungen (Climate Social Fund).
  • Nationale Umsetzung: Deutschland plant eine Kopplung der THG-Quote an ETS2 (BMWK, Referentenentwurf 04/2024).
Handlungsempfehlungen auf Basis aktueller Erkenntnisse
  1. Kostenprognosen nutzen: Die EU-Kommission stellt seit Mai 2024 einen ETS2-Simulator für betriebliche Szenarioanalysen bereit.
  2. Forschungskooperationen prüfen: Programme wie Horizon Europe fördern Pilotprojekte zur CO₂-Reduktion (2024-2027).
  3. Datenbasierte Entscheidungen: Tools wie der TCO-Rechner des ICCT (2024 Update) ermöglichen detaillierte Fuhrparkvergleiche.

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