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Abwärmenutzung 2.0: Überbetriebliche Kooperationen als Schlüssel zur Energieeffizienz

Geschrieben von OHoE Team | 16. Juli 2025

Wie Industrie und Kommunen ungenutzte Potenziale systematisch erschließen können

Die unterschätzte Ressource: Überbetriebliche Abwärmenutzung

Während Einzelunternehmen zunehmend interne Abwärmepotenziale nutzen, bleibt ein riesiges Reservoir ungenutzt: 54 % des deutschen Endenergiebedarfs entfallen auf Wärmeanwendungen, wovon Studien zufolge 7-40 % als Abwärme verloren gehen. Besonders relevante Fakten:

  • 70 % der Großabwärmequellen (>1 MW) finden betriebsintern keine Senken
  • Nur 1.300 geförderte Projekte (BAFA) zeigen das unausgeschöpfte Potenzial
  • Kommunen als Katalysatoren: Ihr Standortwissen kann Kooperationen ermöglichen

Quelle: Leitfaden Hochschule Karlsruhe, 2019

Phasen erfolgreicher überbetrieblicher Projekte

Phase 1: Identifikation (1-3 Wochen)

Kommunale Rolle:

  • Screening von Gewerbegebieten nach Checkliste:
  • Abwärme >500 kW bei >60°C (flüssig) bzw. >160°C (gasförmig)
  • Jahresvolumen >2,5 GWh
  • Potenzielle Abnehmer in <2 km Entfernung

Tools:

  • Telefonische Erstbefragung
  • Abwärmeatlanten

Phase 2: Konzeptentwicklung (4-12 Wochen)

Schlüsselaktivitäten:

  1. Unternehmertreffen mit Schirmherrschaft (z.B. Bürgermeister)
  2. Lastprofile erstellen:
    • Stündliche Aufzeichnung von Temperatur, Massenstrom, Betriebszeiten
  3. Technologiemix planen:
    • Wärmenetze 4.0 für Niedertemperatur-Abwärme (<100°C)
    • ORC-Anlagen bei mittleren Temperaturen

Förderung:
Bis zu 60% Zuschuss für Machbarkeitsstudien (BAFA Wärmenetze 4.0)

Phase 3: Betreibermodelle (4-12 Wochen)

Modell Vorteile Beispiel
Direktlieferung Geringe Infrastrukturkosten Stahlwerk → benachbarte Brauerei
Einspeisung ins Fernwärmenetz Hohe Auslastung vorhandener Netze Chemiepark → Stadtwerke
Betreibergesellschaft Risikoteilung durch multiple Partner Gewerbepark-Genossenschaft

Wirtschaftlichkeit konkret

Beispielrechnung für Wärmenetz:

Investition: 2,1 Mio. € (inkl. 800m Leitung)  
Förderung: 50% BAFA-Zuschuss → 1,05 Mio. € Netto  
Einsparung: 4,8 GWh/a × 0,05 €/kWh = 240.000 €/Jahr  
Amortisation: 4,4 Jahre  
CO₂-Reduktion: 1.200 t/Jahr

(Basierend auf Fallstudien)

Handlungsempfehlungen für Unternehmen

  1. Potenzialcheck: Nutzen Sie den IHK-Abwärmerechner
  2. Kooperationspartner finden:
    • Kommunale Gewerbeämter
    • Regionale Energieagenturen
    • Fördermittel kombinieren:
    • BAFA Wärmenetze 4.0 (bis 50% Zuschuss)
    • KfW 295 (Tilgungszuschuss bis 55%)

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