Wie Industrie und Kommunen ungenutzte Potenziale systematisch erschließen können
Die unterschätzte Ressource: Überbetriebliche Abwärmenutzung
Während Einzelunternehmen zunehmend interne Abwärmepotenziale nutzen, bleibt ein riesiges Reservoir ungenutzt: 54 % des deutschen Endenergiebedarfs entfallen auf Wärmeanwendungen, wovon Studien zufolge 7-40 % als Abwärme verloren gehen. Besonders relevante Fakten:
- 70 % der Großabwärmequellen (>1 MW) finden betriebsintern keine Senken
- Nur 1.300 geförderte Projekte (BAFA) zeigen das unausgeschöpfte Potenzial
- Kommunen als Katalysatoren: Ihr Standortwissen kann Kooperationen ermöglichen
Quelle: Leitfaden Hochschule Karlsruhe, 2019
Phasen erfolgreicher überbetrieblicher Projekte
Phase 1: Identifikation (1-3 Wochen)
Kommunale Rolle:
- Screening von Gewerbegebieten nach Checkliste:
- Abwärme >500 kW bei >60°C (flüssig) bzw. >160°C (gasförmig)
- Jahresvolumen >2,5 GWh
- Potenzielle Abnehmer in <2 km Entfernung
Tools:
- Telefonische Erstbefragung
- Abwärmeatlanten
Phase 2: Konzeptentwicklung (4-12 Wochen)
Schlüsselaktivitäten:
- Unternehmertreffen mit Schirmherrschaft (z.B. Bürgermeister)
- Lastprofile erstellen:
- Stündliche Aufzeichnung von Temperatur, Massenstrom, Betriebszeiten
- Technologiemix planen:
- Wärmenetze 4.0 für Niedertemperatur-Abwärme (<100°C)
- ORC-Anlagen bei mittleren Temperaturen
Förderung:
Bis zu 60% Zuschuss für Machbarkeitsstudien (BAFA Wärmenetze 4.0)
Phase 3: Betreibermodelle (4-12 Wochen)
Modell |
Vorteile |
Beispiel |
Direktlieferung |
Geringe Infrastrukturkosten |
Stahlwerk → benachbarte Brauerei |
Einspeisung ins Fernwärmenetz |
Hohe Auslastung vorhandener Netze |
Chemiepark → Stadtwerke |
Betreibergesellschaft |
Risikoteilung durch multiple Partner |
Gewerbepark-Genossenschaft |
Wirtschaftlichkeit konkret
Beispielrechnung für Wärmenetz:
Investition: 2,1 Mio. € (inkl. 800m Leitung)
Förderung: 50% BAFA-Zuschuss → 1,05 Mio. € Netto
Einsparung: 4,8 GWh/a × 0,05 €/kWh = 240.000 €/Jahr
Amortisation: 4,4 Jahre
CO₂-Reduktion: 1.200 t/Jahr
(Basierend auf Fallstudien)
Handlungsempfehlungen für Unternehmen
- Potenzialcheck: Nutzen Sie den IHK-Abwärmerechner
- Kooperationspartner finden:
- Kommunale Gewerbeämter
- Regionale Energieagenturen
- Fördermittel kombinieren:
- BAFA Wärmenetze 4.0 (bis 50% Zuschuss)
- KfW 295 (Tilgungszuschuss bis 55%)
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